Am Anfang war das Rad.
Oder doch die Rolle? Auf geht’s zum Wissens-Rock’n’Rollen …
Es rollt und rollt und rollt und rollt: Im Verpflegungsbereich ist jede Menge fahrbares Gerät unterwegs – von Servier- und Abräumwagen, Tablett Transportwagen und Regalwagen bis zur mobilen Front-Cooking-Station oder beweglichen Speise-Ausgabemodulen.
Viele unterschiedliche Geräte treffen auf viele unterschiedliche Bodenbeläge: Fliesen, Estrich, Kunststoff, Laminat, Linoleum, Parkett, Beton, Asphalt, Holzdielen … hier beginnt die Herausforderung an die Wahl der richtigen Rolle.
Denn die Rolle entscheidet wesentlich über die Manövrierbarkeit und damit das ergonomisches Handling der Geräte. Gleichzeitig sollen die Böden vor unpassender Belastung und unschönen Verfärbungen geschützt werden.
Verantwortungsvolle Gerätehersteller bieten Ihnen deshalb eine passende Palette an Rollenvarianten. Und hier kommt unser ultimativer Leitfaden durch die Fachbegriffe und Besonderheiten. Let’s Rock’n’Rollen!
Rad oder Rolle?
OK, am Anfang war natürlich das Feuer. Aber die zweitwichtigste Erfindung der Menschheit war mit Sicherheit das Rad. Unsere Gretchenfrage „Rad oder Rolle?“ lässt sich ganz einfach beantworten:
© Abb. Blickle
Ein Rad (1) besteht per Definition aus Laufbelag (auch: Radbelag oder Reifen), Felge (Radkörper) und Radlagerung. Als Rolle (2) hingegen bezeichnet man ein Rad mit einem „Zuhause“ – also mit einem Gehäuse. Mit dem Gehäuse kann das Rad an Geräten befestigt werden um diese fahrbar zu machen. Je nach Anforderung kann das Gehäuse aus unterschiedlichen Materialien gefertigt sein, wie Stahlblech, Edelstahl oder Kunststoff.
Beide Rollenarten sorgen für Bewegung, aber auf unterschiedliche Weise. Hier macht das Gehäuse den Unterschied: Lenkrollen (Abb. 2) verfügen über eine im Gehäuse eingearbeitete Lagerung, die sie schwenkbar macht.
© Abb. Blickle
Lenkrollen erlauben einfach Richtungswechsel und machen ein Gerät manövrierfähig. Bockrollen (Abb.1) hingegen sind starr im Gehäuse angebracht und laufen geradlinig in eine Richtung. Sie geben dem Gerät damit die gewünschte Richtungsstabilität.
Das Rad – eine runde Sache mit vielen Eigenschaften
Ein bisschen komplexer wird die Sache, wenn’s um die unterschiedlichen Räder geht. Denn erst die kluge Kombination aus Laufbelag (Reifen), Belaghärte, Lagerart und Rollen-Durchmesser entscheidet maßgeblich über die Laufeigenschaften der Rolle. Die Rolle ist damit auch ein wesentliches Qualitätsmerkmal des fahrbaren Gerätes.
Der Laufbelag
Ein wichtiges Merkmal für Einsatzgebiete und Fahrverhalten der Rollen ist der Laufbelag (Reifen). Hier können die unterschiedlichsten Materialien zum Einsatz kommen. Gängige Varianten im Verpflegungsbereich sind Rollen aus Gummi, Kunststoff oder mit Luftbereifung.
Laufbelag aus Gummi
Laufbeläge aus Gummi zeichnen sich durch hohen Fahrkomfort und sehr gute Bodenschonung aus. Aber: schwarzer Gummi kann auf empfindlichen Böden dunkle Spuren hinterlassen. Hochwertige Geräte-Hersteller verwenden deshalb ausschließlich sog. „spurlos grauen“ Gummi Laufbelag. Achten Sie bei der Geräte Auswahl unbedingt auf dieses Qualitätsmerkmal.
Gummi ist also nicht gleich Gummi. Worin bestehen die Unterschiede?
Standard-Vollgummi
Vollgummireifen sind der häufig verwendete Standard für Transportgeräte. Sie sind leise, bodenschonend, stoßfest und dämpfen Vibrationen. Vollgummi-Rollen sind auch bei unebenen Bodenflächen gut geeignet.
Zweikomponenten-Vollgummi
Zweikomponenten-Vollgummireifen bieten hohen Fahrkomfort, sind sehr bodenschonend und vibrationsdämpfend. Aufgrund des Aufbaus mit einem harten Reifenfuß und einem hochelastischen Laufbelag ist der Zweikomponenten Vollgummi-Reifen einem gewöhnlichen Vollgummi-Reifen mit höherer Tragfähigkeit und geringerem Anfahr- und Rollenwiderstand überlegen.
Elastik-Vollgummi
Elastik-Vollgummireifen basieren auf einer speziellen Gummimischung mit einem hohen Anteil an Naturkautschuk für ein sehr elastisches und stoßdämpfendes Fahrverhalten. Gegenüber Standard-Vollgummi bieten sie bessere Federung und geringeren Rollwiderstand sowie eine höhere Tragfähigkeit. Sie rollen sehr leise und bodenschonend und sind auch bei unebenen Bodenflächen gut geeignet.
Thermoplastisches Gummi-Elastomer (TPE)
Reifen und Laufflächen aus TPE sind spurfrei und zeichnen sich durch Widerstandsfähigkeit aus. Thermoplastische Gummi-Elastomere bieten einen geräuscharmen Lauf bei verhältnismäßig geringem Roll- und Schwenkwiderstand. Rollen aus TPE sind auch für unebene Böden geeignet. TPE-Laufbeläge sind leicht ölhaltig und können deshalb bei empfindlichem Untergrund zu Kontaktverfärbungen führen.
Laufbelag aus Kunststoff (Polyamid)
Das häufig eingesetzte Polyamid (PA) ist ein thermoplastischer Kunststoff. Diese Kunststoffart ist bruchfest, spurlos, kontaktverfärbungsfrei, korrosionsbeständig und geruchlos. Polyamid-Räder sind langlebiger, bruchfester und haben deutlich geringeren Abrieb als gewöhnliche Kunststoff-Räder aus Polypropylen (PP). Polyamid-Räder gewährleisten einen leichten Lauf auf glatten Böden, hohe chemische Beständigkeit, einen geringen Anfahrwiderstand und wartungsfreies Handling. Auf unebenen Böden kann es allerdings manchmal holprig werden und die Räder erzeugen lautere Fahrgeräusche als Gummi-Räder.
Räder mit Luftbereifung
Mit Luft gefüllte Reifen aus Gummi sind äußerst bodenschonend und vibrationsdämpfend. Zudem bieten sie höchsten Fahrkomfort und einen geringen Rollwiderstand, auch bei schlechten Bodenverhältnissen. Um einen optimalen Einsatz und eine lange Lebensdauer zu gewährleisten, empfiehlt es sich den jeweils angegebenen Reifendruck einzuhalten und regelmäßig zu überprüfen.
Beispiele für Rollenvarianten (von links nach rechts): Servierwagen SW 6 x 4 mit 4 luftbereiften Lenkollen (ø 180 mm), COOK Kochstation I-flex 2 mit 4 Lenk-Zwillingsrollen aus verzinktem Stahl, davon 2 mit Feststeller (ø 75 mm), Tellerspender TS 1 mit 4 Edelstahl-Lenkrollen, davon 2 mit Feststeller (ø 125 mm), Tablett-Abräumwagen 10/12 KN mit 4 Kunststoff Lenkrollen, davon 2 mit Feststeller (ø 125 mm)
Der Härtegrad
Grundsätzlich gilt: Härterer Laufbelag ist besser für weiche Böden geeignet, weicherer Laufbelag ist besser auf harten Böden. Die Härte des Laufbelags bestimmt sich nach den sog. Shore-Härteskalen. Die Shore A-Skala wird für „weichere“ Gummis verwendet, während die Shore D-Skala üblicherweise für „härtere“ Gummis verwendet wird.
Ein Laufbelag mit „80 Shore A“ ist härter als einer mit „65 Shore A“ – je höher die Zahl, desto härter der Belag. Und: ein Wert aus der D-Skala ist immer härter als einer aus der A-Skala. Ein normaler Autoreifen hat zum Beispiel „65 Shore A“, ein solider LKW-Reifen hingegen „50 Shore D“ und ein Golfball „60 Shore D“.
Das Radlager (Lagerart)
Das Radlager ist von großer Bedeutung für die Laufeigenschaften einer Rolle und die Beweglichkeit eines Gerätes. Radlager müssen auf den Geräteeinsatz abgestimmt sein, dabei sind Größen wie Tragfähigkeit, Einsatzdauer, Umgebungseinflüsse, Anfahr- und Rollwiderstand oder auch die Witterungsbeständigkeit zu beachten.
© Abb. Blickle
Gleitlager (1)
Das Gleitlager ist eine einfache, kostengünstige und unempfindliche Radlagerung. Zudem ist sie korrosionsbeständig und unter normalen Einsatzbedingungen wartungsfrei. Unter besonderen Bedingungen – z. B. Trockenheit, hohem Luftstaubgehalt oder bei hoher Laufleistung – wird eine Fett- oder Ölschmierung empfohlen.
Rollenlager (2)
Das Rollenlager ist eine robuste, widerstandsfähige und weitgehend wartungsfreie Radlagerung, die nur einen geringen Einbauraum erfordert. Rollenlager (auch Rollenkorb- oder Nadellager genannt) haben ein geringes radiales Lagerspiel und haben sich vorwiegend bei Transportgeräte-Rollen bewährt. Da bei der Drehung um die Achse keine Gleit-, sondern Rollreibung auftritt, ist der Rollwiderstand des Rades auch bei höheren Belastungen relativ gering. Rollenlager werden bei der Montage üblicherweise mit einem Langzeitfett gefettet und brauchen deshalb im Regelfall nicht nachgeschmiert werden.
Kugellager (3)
Die Radlagerung mit Rillenkugellagern (auch Präzisionskugellager genannt) erfüllt höchste Ansprüche an Tragfähigkeit, Laufeigenschaften (auch bei höheren Geschwindigkeiten) und an Beständigkeit gegen Umgebungseinflüsse. Rillenkugellager haben das geringste Lagerspiel und finden hauptsächlich in technisch anspruchsvollen Transportgeräte-Rollen und Schwerlast Rollen Anwendung. Diese Radlagerung bietet einen sehr präzisen, leichten Lauf. Kugellager werden bei der Montage mit Langzeitfett ausgestattet. Mit abgedichteten Kugellagern ausgestattete Radlagerungen dürfen nicht nachgeschmiert werden, da das Lager dadurch beschädigt werden kann.
Rollen-Durchmesser und Temperatur
Mittlerweile wissen Sie: korrekterweise müsste es Rad-Durchmesser heißen. Im Sprachgebrauch hat sich aber der Begriff Rollen-Durchmesser durchgesetzt. Bei den meisten Geräten ist der Durchmesser der Rollen bereits werkseitig an die jeweilige Geräte-/Einsatz-Kombination angepasst. Grundsätzlich gilt: Je größer der Rollen-Durchmesser, desto leichter lässt sich das Gerät manövrieren. Oft kann aber auch die Kombination aus Gerät, Rollen-Materialien und Einsatzbereich kleinere Räder sinnvoll machen.
Die Materialkombination der Rolle beeinflusst ihre Temperaturbeständigkeit. Achten Sie beim Kauf daher darauf, dass der Temperatur-Einsatzbereich der Rolle zu Ihren Anforderungen passt: Wird das Gerät im Kühlhaus eingesetzt? Muss es hohen Umgebungstemperaturen standhalten? Bei allen fahrbaren Geräten sollten die zur Verfügung stehenden Rollen an Ihre Anforderungen angepasst sein.
Völlig von der Rolle?
Keine Sorge – Sie müssen jetzt nicht Experte für Shore-Grade, Radvarianten oder Lagerarten werden. Bei einem zuverlässigen Gerätehersteller beraten Sie die Profis gut und gerne bei der Auswahl der richtigen Rollen. Damit es bei Ihnen auch in Zukunft jederzeit rund läuft.
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